Ropestuff
Obwohl ich in diesem Forum schon einige Male über Seilmaterialien geschrieben habe, werde ich noch mal meine Erfahrungen kundtun.
Bondageseile aus dem Sexshop sind für Anfänger selten verkehrt, da sie meistens sehr angenehm sind. Allerdings auch dementsprechend teuer.
Billiger sind natürlich die Seile aus den Baumärkten. Da kann man nicht viel falsch machen wenn man bestimmte Kriterien beachtet. Einfach das Seil schnell durch die Hand ziehen. Fühlt es sich unangenehm an und wird es heiß, ein anderes probieren. Ein, zwei Knoten in das Seil machen und schauen ob die Knoten halten (wenn sie sich quasi von selber lösen ist es unbrauchbar) und ob sich die Knoten auch wieder lösen lassen (bei manchen Seilen werden die Knoten so fest, dass sie sich kaum mehr lösen lassen).
Für Fesselungen und Körperbondage eigenen sich Seilstärken von 4 bis 10mm. Je dünner das Seil umso leichter sind die Knoten zu legen und umso umfangreichere Fesselungen kann man machen. Allerdings steigt damit auch die Gefahr der Abschnürung und somit sind mehrere Windungen notwendig. Mit stärkeren Seilen (10 bis ? mm) lassen sich wieder ganz andere Effekte erzielen. Dabei ist aber eine andere Art der „Fesselung“ erforderlich, da bei den Stärken kaum noch Knoten möglich sind.
Zu den Materialien:
• Kunstoffseile (egal ob Nylon, PP, ec.) sind je nach Hersteller und Herstellungsart sehr unterschiedlich. Darum einfach in einen Baumarkt oder einen Seilegroßhandel gehen und das Seil in die Hand nehmen. Wenn geht, Seile ohne Seele verwenden. Seile mit Seele weisen zwar eine höhere Belastbarkeit auf, sind aber viel steifer als Seile ohne Seele und somit sind die Knoten schwerer zu legen. (=Geschmacksache)
Bei den unterschiedlichen Materialien ist darauf zu achten, dass sie auch leicht zu reinigen sind. Bei PP hatte ich noch keine Probleme. Aber es gibt Kunststoffe die ganz toll aussehen aber bei Kontakt mit Wasser sehr schnell „wollig“ und somit unbrauchbar werden. Mein Tipp: Erst mal einen Meter des gewünschten Seils kaufen, abenden und in die Waschmaschine schmeißen. Dann gucken, wie es wieder rauskommt.
Vorteil: Sehr strapazfähig, verändern die Länge nicht, günstig in der Anschaffung.
Nachteil: „Plastikfeeling“ obwohl es Kunststoffseile gibt, die fast wie Seide wirken. Verbrennungen bei zu schnellem ziehen über die Haut möglich.
• Baumwollseile bekommt man fast nur in Sexshops oder im Fachhandel. In Baumärkten ist die Auswahl diesbezüglich eher gering. Sind wahrscheinlich die angenehmsten Seile. Knoten sind einfach zu legen. Ob mit oder ohne Seele ist Geschmackssache. Ohne Seele: Leichter zu knoten, aber die Knoten werden so fest, dass sie sich schlecht öffnen lassen. Mit Seele: Höhere Festigkeit.
Vorteil: Sehr angenehm, in jeder beliebigen Farbe mit Textilfarben färbbar.
Nachteil: Teurer als Kunststoffseile, geringe Belastbarkeit (nicht für Hängebondages zu empfehlen!), zu flexibel. Da sich Baumwollseile ausdehnen kann es vorkommen, dass sich die Knoten zu fest zuziehen und dann nur noch schwer zu öffnen sind.
• Hanfseile sind die Nummer Eins bei den Bondage-„Profis“.
Vorteil: Sehr angenehm, Knoten halten gut, lassen sich aber auch gut wieder lösen, „urtümliche“ Erscheinung, Geruch
Nachteil: Umfangreiche Vorbereitung des Seils erforderlich, verkürzt sich um ca. 10% wenn es nass wird (wichtig bei „Wasserspielen“), Problem bei Allergikern, Geruch.
Nun zu den Längen: ... hängt es stark davon ab, was man vorhat.
Die typische, aus dem japanischen übernommene Seillänge beträgt zwischen 7 und 8 Meter. Meine Seile haben alle dieses Maß, da ich leicht verlängern kann und längere Seile sich leichter verheddern. Aber auch hier gilt: Geschmacksache.
Für eine Oberkörperbondage benötigt man 2 bis 3 Enden a 8m. Für ein bisschen mehr ca. 5 Enden. Für eine ausgedehnte Schwebebondage sollte man schon mind. 10 Enden zu 8 Meter haben, damit man schön arbeiten und Einfälle umsetzten kann.
Um jemanden an die Bettpfosten zu binden reichen Seilenden mit 2m Länge. Nimmt man das Seil doppelt dann sollten es eben nicht weniger als 4m sein. Unter 2m kann man kaum sinnvolle Dinge mit den Seilen machen. Da ich die Seile meistens doppelt nehme, verwende ich kein Seil unter 4m.
Nochmal zum Thema Hanf:
Zum Thema Hanf:
Dabei ist zu beachten, dass man schon gute Grundqualität einkauft. Es gibt sehr grobfasrige Hanfseile, bei denen man glaubt es wären Holzsplitter eingeflochten. Diese Seile erkennt man aber schnell indem man einfach das Seil durch die Finger gleiten lässt oder noch besser, damit über das Gesicht streicht. Fühlt es sich angenehm an, ist es OK.
Bei Hanfseilen wird noch unterschieden zwischen Hanfwergseile (Kurzfasern) und Langhanfseilen. Generell sollten Langhanfseile bevorzugt werden. Einerseits haben diese eine höhere Festigkeit und andererseits haben sie auch meistens (wenn auch nicht zwingend) die höhere Qualität.
Damit Ihr ein Gefühl bekommt, was ich damit mache:
• Die Seile werden 3 bis 5 Stunden in einem Topf in der Garage gekocht (in der Küche ist das wegen des Gestanks NICHT zu empfehlen)
• Die Seile werden gestreckt unter Spannung in der Garage zum Trocknen aufgehängt (das dauert so zwischen 3 und 5 Tage.
• Ich ziehe die Seile mehrmals durch eine Öse um sie geschmeidig zu machen.
• Die Seile werden durch die Flamme einer Lötlampe gezogen um die weg stehenden Fasern abzubrennen (danach stinken die Seile leicht verbrannt)
• Die Seile werden ein zweites Mal gekocht. Diesmal verwende ich aber destilliertes Wasser. Durch den fehlenden Kalk im Wasser werden die Seile geschmeidiger.
• Trocknen (3 – 5 Tage)
• Einlassen mit einem Lederpflegemittel auf Wachsbasis (das riecht herrlich!)
• Die Seile im warmen Wasser auswaschen um überschüssiges Wachs loszuwerden.
• 2 – 3 Tage trocknen.
• Abenden – fertig
• Opfer verschnüren.
Den Rat, Hanfseile in der Waschmaschine zu behandeln, würde ich Euch NICHT geben!
Jetzt liegt es an Euch festzustellen, ob die „fertigen“ Seile teuer sind oder nicht. Allerdings hat das, was ich mit den Seilen mache auch viel mit Spinnerei und Religion zu tun. Um Hanfseile verwenden zu können, benötigt das Seil eigentlich gar keine Bearbeitung. Ein gutes Seil kann man verwenden wie es ist. Zu Beachten sind dabei aber hauptsächlich zwei Dinge:
• Der Geruch ist schon SEHR streng. Selbst wenn man ihn mag bekommt man nach einiger Zeit Kopfschmerzen.
• Die Öle mit denen die Seile eingelassen wurden, können zu Hautreizungen und Allergien führen.
Mit der Behandlung bekommt man das ganz gut in den Griff. Abgesehen davon werden sie tatsächlich wesentlich weicher, verlieren aber ein wenig an Festigkeit da sie sich ein klein wenig aufdrehen.
Fest steht für MICH, dass es für Bondage kein besseres Seil gibt als das aus Hanf. Mir
gefallen der Geruch, die Farbe, das archaische Aussehen, die Griffigkeit und die Möglichkeiten, die das Seil bietet. Kein anderes Material bietet gleichzeitig die Knotenfestigkeit und Knotenlösbarkeit wie Hanf.
Damit kein Irrtum aufkommt: Ich verwende Nylon, PP, Polyester, Hanf, Baumwolle, Elektrikerdraht, Schuhriemen, Karategürtel, Zurrbänder, Ketten…
Viel Spaß