Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Seilschaft
1277 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Seilpflege: Wachs für Jute- und Hanfseile

*****ook Frau
250 Beiträge
Themenersteller 
Seilpflege: Wachs für Jute- und Hanfseile
Hallo Leute,

welches Wachs nehmt ihr für eure Seile?
Erzählt mal. ...

Gruß Sook
Profilbild
********orax Mann
71 Beiträge
Hey
Ich nehme immer Jojobaöl. Ist ja auch ein Wachs auch wenn es Öl heist *zwinker*

Ist eigentlich sehr gut zu verteilen. Hab nur das Gefühl, das ich die Seile öffters "einölen" muss als sonst.

Hab gehört, das Wachs im allgemeinen sehr gut sein soll da es duch Körperwärme und beim Abflammen flüssiger wird und weiter in die Fasern einzieht und auch an den Kern kommt.

P.s.: Ich nutze hauptsächlich Juteseile
****67 Mann
69 Beiträge
Ich nehme Bienenwachs mit jojobaöl.Top Lg Naw67
*****abi Mann
798 Beiträge
Es wird viel zu viel gepflegt statt gefesselt. Wenn Du ein qualitativ hochwertiges Seil hast musst Du gar nichts damit machen. Ich frag mal anders rum ... was möchtest Du denn bewirken, was erreichen? Soll das Seil sauber, weicher, flexibler, steifer ... was auch immer werden ... Danach kann man Dir helfen. Lg
*******NAWA Paar
344 Beiträge
Inzwischen kommt bei uns gar nichts mehr ins Seil, da geben wir Nawasabi vollkommen recht.
Hochwertiges Seil, schneiden, Flammen, fertig und ab zum fesseln.
****ma Frau
5.325 Beiträge
Ok, dann fehlt nur noch der spruch: Blut und Schweiß vom Bunny - mehr braucht es nicht *zwinker*
*********ve_bw Mann
115 Beiträge
Jojoba-Bienenwachs-Mischung 4:1.
*********ssler Paar
720 Beiträge
@****ma: Wenn wir schon mit der Sorte Spruch anfangen, fehlen da zum perfekten Seil definitiv noch ein paar Tränen. *mrgreen*

Ich habe vor einier Zeit angefangen, Seile für meinen eigenen Bedarf selber aufzubereiten. Ich habe viel im Internet gelesen, auch mit diversen Leuten geredet. Ich habe mir den ganzen Zirkus angetan mit kochen, spannen, brechen, fl(a|ä)mmen, ölen/fetten... Ich tendiere immer mehr dazu, einigen meiner Vorredner beizupflichten: weniger ist mehr.

Die Sache mit dem Kochen ist ohnehin umstritten, ich für meinen Teil habe beschlossen, das nicht mehr zu tun. Damit haben sich die ersten paar Schritte der Liste komplett erledigt. Und nachdem ich letzthin mal mehr oder weniger aus Zufall mit ein paar Seilen gefesselt habe, die noch nicht geölt waren, muß ich sagen, daß das auch recht gut ging (und sich nach Aussage meines Bunny auch durchaus angenehm angefühlt hat). Insofern beginne auch ich mich zu fragen, ob dieser Schritt nicht vielleicht auch überflüssig ist. Vielleicht langt es wirklich, das Seil nach dem Zuschneiden einfach mal durch eine Flamme zu ziehen, um die ärgsten Fussel loszuwerden, und für den Rest siehe oben: Schweiß und Tränen (Blut gibt so häßliche Flecken). *smile*

Live and learn.
*****abi Mann
798 Beiträge
Im Detail ...
Am einfachsten wird es klar, wenn man versteht wozu man diese ganzen Vorgänge überhaupt in Angriff nimmt. Wenn ein Seil eine saubere Faser hat, braucht man nicht viel - bisweilen gar nichts machen. Hier unterscheiden sich die Seile einmal im Material und in der Qualität. Hanf durchläuft einen anderen Prozess bei der Herstellung und auch beim Transport als Jute.

Das Waschen ...
Soll das sogenannten Batching-Oil (Weichmachende Chemikalien die beim Herstellungsprozess verwendet werden) ausspülen, da sie einerseits übel nach Petroleum riechen und anderer seits nicht wirklich zuträglich für die Haut sind. Dann sind da noch viele lustige Pestizide, denn man möchte ja nicht, dass die Fasern schimmeln bis sie vom Land der Ernte (meist Pakistan oder Indien) bis ins Ziel-Land rüber geschippert sind. Hat man nun ein Seil, das Batching-Oil-frei ist (da gibt es mittlerweile Methoden) dann sieht das mit dem Waschen schon besser aus, wobei man eben mit dem Lieferanten klären muss was er noch so alles reingeschmiert hat. Hanf überlebt problemlos einige Waschvorgänge, bei Jute kommt es stark auf die Faser an. Empfindliche, locker geschlagene Jute kann im besten Fall als Kneuel Watte die Waschtrommel verlassen oder man hält nur noch eine schlaffe Nudel in den Händen. Spülen (mit der Spülmaschine) ist z.B. eine schonende Alternative, backen im Backofen geht auch. Der Dreck verdampft und wenn ihr die Fenster zulasst, habt ihr wirklich halluzigenen Spass. Mit ein paar Freunden und paar Bier, wird das ne echte Sause.

Brechen ...
Unbenutztes Seil ist störrisch, besonders Hanf. Gewaschenes Seil ist nochmal störrischer. Durch das Brechen gaukelt man dem Seil vor, es wäre schon mehrmals benutzt worden. Beim Fesseln entsteht ja Reibung, die Fasern schleifen sich oberflächlich ab und es entsteht ein Verscheiß. Dieser wird beim Brechen auf Hau-Ruck erzeugt. Ihr könntet auch mit einem steiferen Seil öfter fesseln und diese Phase durchbeißen, dann hättet Ihr das selbe, vermutlich sogar das bessere Ergebnis, da dann Schweiß und Talk der Haut noch zum Tragen kämen. Aber wer möchte das seinem Fesselpartner schon antun. Daher brechen viele das Seil vorab. Dies ist übrigens der einzige Prozess, der das Seil wirklich weicher und flexibler macht. Eine Alternative dazu ist Kochen. Das Kochen weicht die Faser ebenfalls, aber schwächt sie auch enorm. Das Kochen wird öfter mal mit dem Waschen verglichen, aber was in dreckiger Brühe vor sich hin köchelt wird nicht wirklich sauberer.

Abflammen ...
Beim Abflammen verbrennen die überschüssigen Seilfusseln, das Seil wird glatter, etwaige Spelzen lassen sich leichter erkennen, entweder sie verbrennen gleich mit oder man hat sie schnell erroiert und zieht sie mit ner Pinzette. Oder wie mein Lehrer immer sagt: Das fesselt sich weg! Was einem klar sein muss ... nach nur einmal fesseln oder Reibung, geht der ganze Spass von vorne los. Das wird bei einem guten Seil zwar mit der Zeit dann immer weniger, aber es ist eben ein Produkt aus Fasern und das Fusseln gehört einfach dazu.

Ölen & Wachs ...
Einerseits soll das Öl (besser vorm Flammen auftragen) dem Seil ein wenig Feuchtigkeit geben, andererseits soll es (speziell Wachs) die Lauf-Freudigkeit des Seiles erhöhen. Die Reibung wird also gemindert. Wer jetzt genau aufgepasst hat, der stellt einen Widerspruch fest. Wenn es weniger reibt, wird es nicht so schnell weich. Genau! Brechen und zumindest wachsen stehen also irgendwie in einem Widerspruch. Es sei denn ... man ölt vorher um dem Seil wieder etwas Feuchtigkeit und Glanz zu spendieren. Flammt dann ... das Öl zieht sich nun durch die Hitze tiefer ins Seil und Überschüsse verbrennen. Arbeitet dann damit bis es weich genug ist und wenn man das möchte kann man es irgendwann mal wachsen um weniger Haftreibung zu erzeugen und das Seil so vorm Verschleiß zu schonen.

Prinzipiell kann man aber sagen ... was immer man dem Seil antut. Man macht das um einen vorzeitigen Verschleiß zu erzeugen, der auch ohne jegliche Behandlung (vom Waschen wegen der Chemikalien abgesehen) sowieso erfolgen würde. Wo da für jeden selbst der Break Even ist zwischen "Kann ich so an mein Modell ran mit" und "Wieso soll ichs vorzeitig verschleißen wenn es eh passiert" muss jeder selbst wissen. Das ist eben auch vom Material abhängig. Deswegen schadet es auch nichts am Anfang die Seile bei einem Rigger oder Shop Eures Vertrauens zu kaufen, da diese die Seile selbst oft benutzten und wissen was sie dem Material und Mädchen antun können und was sich eher uncharmant anfühlt. Bei Baumwollseil z.B. bieten wir als Händler daher auch unterschiedliche Bearbeitungsstufen an. So kann jeder entscheiden, wo er in den Prozess einsteigen möchte. Das reicht von "simpel fesselfertig" bis hin zu "Deluxe".

Vielleicht kann man es aus professioneller Sicht mit der Arbeit eines Floristen vergleichen. Du kannst natürlich am Valentinstag Deiner Süßen ein Päckchen mit Samen für die Rosenzucht in die Hand drücken. Die kann sie sich dann einbuddeln, gießen usw. irgendwann hat sie eine schöne Rosenblüte in der Hand. Oder Du kaufst ein fertige Rose. Und da kommt eben das Know How des Händlers ins Spiel: Ein guter Florist versucht Dir eine zu geben, die einerseits schon toll ausschaut, gut riecht usw. - aber trotzdem noch möglichst lange hält und nicht morgen verwelkt. Der Grad ist schmal, da kommen dann langjährige Erfahrungswerte und der ein oder andere Zaubertrick ins Spiel.

Fazit ...
Ein Seil reift, wie ein guter Wein. Durch Schweiß, Talk und Hautfett wird das Seil mit der Zeit glatter und kompakter. Dieser Prozess - das Fesseln auf nackter Haut, die Liebe und Hingabe, die da drin steckt, ist leider durch nichts zu ersetzen bislang. Wenn das Seil nach vielen, intensiven Sessions dann super dünn und extrem lauffreudig und glatt geworden ist - muss man es dann auch leider oft aussortieren. Denn auch beim Seil ist es wie bei allem im Leben: Dann wenn es gerade so richtig toll und geil ist - hat es seinen Zenith erreicht. Man kann noch soviel ölen, brechen und flammen. Blut, Schweiß und Tränen des Modelles ... dieser Spruch ist nun mal die Wahrheit.

Ich hoffe das erklärt die ganzen Prozesse zumindest etwas.
Viele liebe Grüße

PS ... zu guter letzt mein persönlicher Tip an die Geschlechtsgenossen, die gerade anfangen mit dem Fesseln. Kauft Euch paar hochwertige Seile, je nach Geldbeutel, beim Händler Eures Vertrauens. Benutzt sie leidenschaftlich und denkt nicht über Herstellungsprozesse, Färben und co nach. Ein hochwertiges Set benutzt Ihr als Anfänger mehrere Jahre in denen Ihr Euch dem Wesentlichen widmen könnt. Wir Männer neigen oft dazu aus allem eine Modell-Eisenbahn zu machen. Dreimal dürft Ihr raten was Frauen attraktiver finden: Einen Modelleisenbahner oder einen versierten Rigger. *zwinker*
*****abi:
Dreimal dürft Ihr raten was Frauen attraktiver finden: Einen Modelleisenbahner oder einen versierten Rigger.

Made my day *smile*

Und vielen Dank für den aufschlussreichen und ausführlichen Beitrag!
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.